Mosaike

 Vita:

Der Author stellt sich vor:

Wolfgang Köhn

Am Stadion 66
33689 Bielefeld

www.mosaike-koehn.de

 

geb. 1924 in Gelsenkirchen Buer, Besuch der Oberschule, Abitur, 1942-1947 Kriegsdienst und Gefangenschaft,

nach dem Kriege Lehre als Maurer und Terrazzofacharbeiter,

danach Studium der Pädagogik, Theologie und Germanistik in Bielefeld und Münster/Westf.,
Kunststudium in Münster und Paris, Abschlußprüfung an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf.

Mosaike können mehr sein als Dekoration und Ornament. Natursteine wie Marmor, Travertin, Granit, Schiefer, Kiesel, aber auch Ziegel, Schmelzglas und Gußeisenreste bieten durch Farbe und Struktur eine Fülle von expressiven Gestaltungsmöglichkeiten.

Eine Besonderheit in der technischen Ausführung dieser Mosaike stellt der Bildträger dar, der es gestattet, die jeweilige Arbeit als eine in sich abgeschlossene Gestaltung zu präsentieren, die an jedem gewünschten Ort ohne Schwierigkeiten zur Geltung gebracht werden kann.

Zur Technik und Intention:

Die uralte Kunst des Mosaiks erlebt gegenwärtig eine Renaissance, wobei eine Reihe von modernen Stilelementen seine Wirkungsweise nachhaltig unterstützen.
In einer Mischung von kreativer Erweiterung der Technik und innovativer Verwendung alter und neuer Materialien bieten sich eine Fülle von Gestaltungsmöglichkeiten an, deren Wirkung und Bedeutung durch die Vielfalt der unterschiedlichen Strukturen von Natursteinen, Ziegeln, Schmelzglas, Eisenabfällen u.a. bestimmt wird. Auch außerhalb von Gegenständlichkeit bietet sich eine Fülle von Interpretamenten an, die dem Betrachter ein beachtliches Potential für die eigene geistige Auseinandersetzung gibt. Unmittelbar in den feuchten Beton modellierte Figurationen bewirken Präzisierung im Hinblick auf eine konkrete Thematik.
Der Widerstand des Materials erfordert langwierige und komplizierte Bearbeitung, filtert die künstlerische Idee, zwingt zur Vereinfachung. Neben kreativer Sensibilität ist daher solide handwerkliche Fertigkeit unerläßliche Voraussetzung bei dieser Gestaltungsweise; denn leicht kann handwerkliche Inkompetenz und Aleatorik mit künstlerischer Innovation verwechselt werden.
Idee und Gestaltung sollten in einer Hand liegen. Nur der versierte Mosaizist erspürt den Formwillen des Materials , der Flächen und Fugen zwischen ihnen, nur er kann dies überzeugend bildnerisch umsetzen. Es sollte deutlich werden, daß die Kunst des Mosaiks sich heute nicht in der Wiederholung alter Formen erschöpft, sondern ihre Aussage durch die Struktur des Materials  und eine freie, erfindungsreiche Anordnung neu formuliert.

Es folgen einige Werke:

“Damaskus”

Apg.9,1-5

Jesaja 53,4+5
Fürwahr ,er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Aber wir hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre.
Aber er ist um unsere Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen.Die Strafe liegt auf ihm, auf das wir Frieden hätten und durch seine Wunden sind wir geheilt.

Ergänzende Gedanken und Zusammenfassung

An einem kalten Vorfrühlingstag, irgendwann im Februar gehen ein Mann und ein fünfjähriger Junge am Neckar spazieren. Sie kommen von einem Kinderheim, in dem der Junge seit einem Jahr lebt. In schwierigsten Verhältnissen aufgewachsen, ist er nach mehreren Stationen dort gelandet. Eine Adoption war jahrelang nicht möglich, nun zeichnet sich diese Lösung ab. Der Mann, der mit ihm durch die Lande zieht, könnte sein Vater werden.

Vielleicht um sich zu wärmen, vielleicht um inne zu halten, betreten sie im nächsten Ort eine riesige Kirche. Im fahlen Licht des düsteren Raumes sehen sie sich um. Der Junge entdeckt das Kruzifix. “Tut das nicht weh?” fragt er. Sprachlos erst, hilflos bastelt sich der Mann eine Antwort zusammen . So hat er, der Erwachsene, noch nie gefragt.
Für eine solche Frage bedarf es eines Kindes, dieses Kindes, dem auch alles weh tut: seine Elternlosigkeit, seine Einsamkeit, seine Beziehungslosigkeit, sein Ungeliebtsein: “Tut das dem Mann nicht weh?” Diese Frage stellt ein Kind, das nichts weiß von Jesus, vom Kreuz, vom Glauben, das aber sehr viel weiß, was Schmerz und Leid ist.
“Tut das dem Mann nicht weh?” Doch es tut ihm weh, er leidet bis in den Tod. “Fürwahr er trägt unsere Krankheit, er nimmt auf sich unsere Schmerzen. Durch seine Wunden sind wir geheilt “ Das kann uns kaum deutlicher werden als bei diesem unbekannten Leidenden, von dem Dt-Jes.berichtet, nie deutlicher als bei Jesus, nie deutlicher als bei dem Jungen, der sich als Leidender noch Solidarität, Sympathie, Mit-Leiden bewahrt hat.

Von den Saturierten, die Leiden nicht kennen, die es nicht an sich herankommen lassen,ist ein Mit-Leiden, ein Einsatz gegen das Leid nicht zu erwarten. Wohl aber von denen, die Leid erfahren haben.

Wir wissen den Namen dessen, den uns Jes. vorstellt, nicht. Er hat viele Namen: Dietrich Bonhoeffer, M.Luther King, Mahatma Gandhi. Er heißt wie die vielen Unbekannten, wie der kleine Junge, wie viele andere Namenlose, am Leben Gehinderte. Dürfen wir mit ihnen hoffen, auf Geborgensein, auf Licht im Dunkel, auf Getragenwerden?
Wir dürfen !!

“Michaels Kampf mit dem Drachen”

Offb.12,7-9

75x100 cm

“Hiob”

Hiob 19,25

“Securitas” (Sicherheit)

Psalm 39,6b+7
“Wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben! Sie gehen wie daher wie ein Schatten und machen sich viel vergebliche Unruhe ; sie sammeln und wissen nicht wer es einbringen wird.”

“Certitudo” (Gewißheit)

Römer 8,38+39
“Denn ich bin gewiß,daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstenmtümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünrftiges , weder Hohes noch noch Tiefes noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes die in Christo Jesu ist, unserem Herrn”
.

Gedanken zum Problem “Sicherheit” und “Gewißheit”

Vielleicht stammt das Problem der Sicherheit schon aus der Evolution. Warum soll es dem Menschen am Anfang seines Erscheinens in der Natur so anders gegangen sein als den Tieren?!
Ob man ein Reh oder eine Maus beobachtet: vor aller Nahrungsaufnahme steht die Angst, die Unsicherheit, das Sichern(!) nach allen Seiten. Und auch während des Fressens - immer wieder muß nach allen Seiten geblickt, geäugt werden - weil Gefahr droht. Tausend Gefahren bedrängen den Menschen, der aus seiner Höhle tritt um auf Nahrungssuche zu gehen: Unwetter, Lawinen, wilde Tiere, Konkurrenten.
Er sichert sich und die Seinen durch Verschläge und Hindernisse, durch Wälle und Befestigungen - ein Urbedürfnis. Religion und Magie spielen sicher eine Rolle, wobei es darum geht, sich der übermenschlichen Mächte zu versichern. Sie lassen sich nicht dadurch erklären, daß der Mensch seine Bedürfnisse umgekehrt an den Himmel projeziert.Echte Religion beruht auf Offenbarungen, Manifestationen einer Gottheit. Aber überall versucht der Mensch, durch Riten und Kulte Einfluß zu nehmen auf sie, um seine Existenz für die Zukunft zu sichern (Opfer,Gebete u.a.)
In Psalm 39,6 ff. lesen wir: “Wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben!......sie sammeln und wissen nicht, wer es einbringen wird”. Angst, Ratlosigkeit und Mißtrauen bestimmen jegliches Sicherheitsstreben.
Im Gegensatz dazu steht die “Gewißheit”, die allein auf Vertrauen basiert, auf Vertrauen auf eine offenbarte höhere Macht. Römer 8,38 und 39 “Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem Herrn.”
Wohin uns Sicherheitsdenken führt, erleben wir ständig (Terrorismus, militärische Gewalt,entsprechende Politik). Anders stellt sich die auf Vertrauen basierende Gewißheit dar. Als Beispiel mag hier Martin Luther King gelten, der sich und seine Leute ohne Absicherung den provokativen Polizisten und Gegnern aussetzte. Mit Sicherheitsbestrebungen wäre ihm nichts gelungen.

“Taufikonogramm”

Seit dem 2.Jahrhundert wird die Taufe auf Katakombenfresken unter dem Bild des Fischzugs dargestellt. Allmählich wurde auf diesem Bild auf dem im Taufwasser gegenwärtigen Christus geschlossen und dieser zum eigentlichen Fisch(piscis),während die Christen Fischlein(pisciculi) genannt werden “Als Fischlein
 werden wir im Wasser geboren und folgen dem Fisch - Christus.”
(Tertullian,de baptismo)

“Maria”

Luk.1,46-50

“Leben”

Mosaik ist dreiteilig

80x300 cm

Bildbetrachtung:

Was am Anfang noch nicht klar erkennbar, gewinnt im Laufe, in der Bewegung Konturen.
Angedeutete Formen und Farben vollenden sich zur Vollkommenheit des Kreises und der Farben, die
die ganze Welt und die Schöpfung komponieren und gestalten:

- Schwingungen, fließende Bewegungen, sanfte Wellen, sie singen die Melodie des Lebens.

- Farben, die Akzente setzen; kräftig und fröhlich das eine Mal, verhalten und nachdenklich das andere
  Mal. So bestimmen sie den Rhythmus des Lebens.

- Das Schwere und Wuchtige, die Disharmonie, bricht wohl ein, bedrohlich, verletzend, aber es
  zerstört und trennt nicht den Fluß des Lebens.

Leben - es beginnt in der Verborgenheit, verläßt den Schutz der Höhle, wie ein Kind den Leib der
Mutter verläßt. Es gerät in Bewegung, gefährdet und bewahrt, und doch - das Getragensein hört nicht auf.

Dieses Schwingende und Fließende hat auch Ausdruck gefunden
in den Worten des Psalms 103, 1-5; 15-17; 22.

Ich lasse meine Phantasie wandern in die Zeit, in der die Gedanken geboren wurden, die sich in diesem
Psalm wiederfinden:
Einer hält Wache bei seinen Tieren, im weiten Land, in der Stille des Sommers. Das Gras duftet. Er
schaut in den Himmel, blinzelt ins Licht. Es ist ihm wohl, die Wärme tut gut; den Hunger hat er gestillt,
den Durst mit frischem Wasser gelöscht. Er empfindet Glück, Freude und Dankbarkeit: “Ich habe alles,
was ich brauche: Nahrung und Kleidung, Wärme und Kühle, Wachen und Schlaf, Licht und Dunkelheit,
Bewegung und Ruhe. Ich kann die Farben des Tages sehen und die Schönheit der Nacht eratmen. Alles
ist wunderbar geordnet und gehorcht geheimnisvollen Gesetzen. Das alles ist meine Welt, mein Leben!”
Der Gedanke erfüllt ihn mit Freude und mit Nachdenklichkeit; denn der Reichtum an Leben ist ein Schatz
der auch vergessen und verspielt werden kann.
Er hört die Frage: “Was fängst du an damit? Wie gehst du um mit Nahrung, mit deiner Kraft und deiner
Zeit, mit den Menschen, die dir anvertraut sind? Wie gehst du um mit Erfahrungen des Glücks und des
Leids, der Freude und des Kummers?”

Er hört diese Frage ganz persönlich. Und wo ein Mensch so persönlich gemeint ist, wo er so Fragen hört,
da ist seine Antwort gefordert. Und da ist er unversehens im Dialog.

Hinter den Gaben und Aufgaben seines Lebens, hinter den Erfolgen und Einbrüchen entdeckt er eine
geheimnisvolle Instanz: ein Du, das es gut mit ihm meint.

Wie soll er diesen Partner nennen? Er versucht dieses Du zu umschreiben.
Er nennt es “Macht”. Er nennt es dankbar “Liebe”. Er nennt es “Vater”. Er bewundert die Vielfalt der
Welt und nennt es “Herr” und “Schöpfer”.
Er stammelt Namen und sagt “Gott”.

“Du hast mich geschaffen und führst mein Leben zur Vollendung.”

Er preist und lobt ihn.

“Spannung”

“Eulen”

“Fortlaufende Struktur”

dreiteilig

“Gegensätze”

“Heilung des Lahmen”

Matth.9,2-8

“Hoffnung”

“Ernst Barlach”

“Albert Schweizer”

Friede oder Atomkrieg

“Hommage a August Macke”

“Martin Buber”

“Käthe Kollwitz”

“ Ich will wirken in dieser Zeit”

“Vertrauen und Fürsorge”

(Treppenhaus-Wandmosaik)

“Annäherung an Trinität”

Anmerkungen zu Farbgestaltung und Intention

Rot, Blau und Gelb sind die drei Grundfarben, aus denen sich alle Farben mischen lassen.
Farbe ist Licht, und wenn ich die drei Grundfarben zusammenziehe, addiere, in dem ich sie z.B. als eine Drei-Farben-Scheibe auf einer elektrischen Bohrmaschine rotieren lasse, entsteht Weiß.

Wenn ich Licht abziehe, subtrahiere, indem ich z.B. mit drei Diaprojektoren die drei Farben an die Wand projiziere, so daß sie sich ein wenig überlappen, dann sehen wir dort , wo sich die Farben überschneiden, Schwarz; denn durch das Überdecken haben wir Licht weggenommen.

Außerdem hat jede der drei Farben ihre unverwechselbare Eigenart. Erst im Zusammenspiel aller drei Farben entfaltet sich die ganze Fülle und unendliche Vielfalt totaler farblicher Wirksamkeit.

Es bleibt dem Betrachter überlassen, unter diesen Aspekten das triadische Farbsystem hinsichtlich des gestalteten Themas ergänzend zu reflektieren; denn welche bildnerische oder sprachliche Nachricht wäre schon imstande, das Problem der Trinität vollkommen und ohne Rest darzulegen.

“Überlagerungen”

“Errinnerung an Hawaii - ein Gleichnis von Leben und Tod”

“Paul Gerhardt”

Gedanken zum Mosaik im Paul-Gerhardt-Haus (Bielefeld-Sennestadt, Ortsteil Dalbke)

Zum 40jährigen Jubiläum des Paul-Gerhardt-Hauses in Dalbke enthüllte Pastor Engelbert am Sonntag,den 15.06.1997 ein Mosaik, das draußen am Eingang dieses evangelischen Gemeindehauses in besonderer Weise dem aufmerksamen Betrachter Leben und Werk Paul Gerhardts nahebringen möchte.

Warum gerade ein Mosaik? Das Mosaik als eine der ältesten Künste ist zugleich auch eine der modernsten. Technik und Material zwingen zur Vereinfachung und Abstraktion und eröffnen dadurch Möglichkeiten der Gestaltung, die über das Gegenständliche hinaus Vorgaben für eine geistige Auseinandersetzung des Betrachters bieten. Hinzu kommt, daß die Mosaikkunst, wie es der Italiener Domenico Ghirlandaio(1449-1494) einmal formulierte “Pittura per l´eternia” ist, d.h. Malerei für die Ewigkeit, womit insbesondere die fast unbegrenzte Haltbarkeit eines Mosaiks angesprochen ist.

Von Paul Gerhardt gibt es ein einziges Bild, das im Mittelpunkt meiner künstlerischen Aussage steht. Neben dem Portrait fällt am stärksten der Anfang eines Liedes auf: “ Sollt ich meinem Gott nicht singen”. Weiter heißt es dann: “Sollt ich ihm nicht dankbar sein? Denn ich seh in allen Dingen, wie so gut er´s mit mir meint.” Das sagt ein Mensch, der im Laufe seines irdischen Daseins den gesamten 30jährigen Krieg erlebt hat, der seine geliebte Frau und vier seiner fünf Kinder früh verloren hat. Welch ein unerschütterlicher Glaube wird hier deutlich.

Um einen solchen Weg bildnerisch zu beschreiben,bedarf es abstrahierender Zeichen, die in Struktur, Farbigkeit und Materialität der Steine zu finden und zu realisieren sind, um so die Veränderlichkeit und Vergänglichkeit des Irdischen aufzuheben, indem man ihm die Form und Eigenschaft des Beständigen und ewig Wahren verleiht. Gradlinigkeit und unbeirrbares Vertrauen im Aufschauen und im Gehorsam zu Gott lassen sich so sichtbar machen. “Wer nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.”(O-Ton Jesus, nachzulesen Matth.16,24).

So weist dieses Mosaik über Paul Gerhardt hinaus auf Elemente des Ewigen, die immer aktuell sind, besonders in einer Zeit, da Halt und Geborgenheit in einer uns mehr und mehr fremdgewordenen Welt verloren zu gehen scheinen.

Wolfgang Köhn

[Mosaike]